Schluckstörungen
Schluckstörung: Warum die »Störung beim Schlucken« zu einer schweren Erkrankung werden kann
Bis zu 2.000 Mal schluckt jeder von uns am Tag – zumeist ganz automatisch. Wenn dieser zentrale Vorgang jedoch gestört ist, leidet nicht nur unsere Lebensqualität. Mitunter kommt es zu schweren Erkrankungen. Dabei gibt es unterschiedliche Formen der Schluckstörung.
Der medizinische Fachbegriff macht es bereits deutlich: Das griechische Wort »Dysphagie« könnte man frei übersetzen mit »Störung beim Essen« – und genau das ist bei einer Schluckstörung häufig der Fall. Der hochkomplexe Schluckvorgang (siehe Erklärung unten) ist gestört. Manchmal handelt es sich dabei nur um leichte Beschwerden. Auf der anderen Seite kommt es aber auch vor, dass Kauen und Schlucken überhaupt nicht mehr möglich sind.
Schwere Erkrankungen sind möglich
Eine Schluckstörung kann zu schweren Erkrankungen führen. Das ist zum Beispiel denkbar, wenn Speichel, Nahrung und Flüssigkeit in die Atemwege und die Lunge gelangen. Dieses Verschlucken in die Lunge bezeichnet man als »Aspiration« – ein gefährlicher Prozess, der unter Umständen sogar zu einer Lungenentzündung führen kann. Die Gefahr ist besonders groß, wenn die Aspiration still abläuft. Einen Schutzreflex, wie zum Beispiel Husten, gibt es dann nicht mehr. Übrigens: Eine Aspiration kann vor, während und nach dem Schlucken auftreten (1,2).
Welche Ursachen können zu einer Schluckstörung führen?
- Eine vorhergehende Erkrankung: Häufig sind Schluckstörungen die Folge einer neurologischen Erkrankung wie zum Beispiel Schlaganfall, Schüttel-Lähmung (Morbus Parkinson) oder Demenz. Experten sprechen dann von einer neurogenen Dysphagie (1).
- Folgen des Alters: Wenn wir älter werden, steigt das Risiko einer Schluckstörung. Der Grund: Die Muskelmasse und die Muskelkraft unseres Körpers gehen zurück. Außerdem verschlechtern sich Sensorik und Koordination.
- Die Einnahme von Medikamenten: Zudem können eine Reihe von Medikamenten das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und dann zu einer Schluckstörung führen oder sie verschlechtern.
Was genau passiert während des Schluckens?
Hinter dem einfachen Wort »Schlucken« verbirgt sich ein komplexer Vorgang, für den unser Gehirn 50 Muskelpaare steuert. Sie sorgen letztlich dafür, dass unsere Nahrung vom Mund in die Speiseröhre gelangt.
- Zunächst formen wir im Mundraum eine schluckfertige Portion.
- Unsere Zunge transportiert die Nahrung nach hinten in den Rachen. Dafür drückt sie den Speisebrei gegen den harten Gaumen.
- Jetzt läuft der Schluckakt ohne unser Zutun ab. Dafür muss man wissen, dass sich im hinteren Mundbereich die Wege von Atemluft und Nahrung kreuzen. Daher ist es wichtig, dass der Nasen-Rachen-Raum abgeschlossen wird. Das geschieht nach oben hin durch Heben des Gaumensegels und nach unten durch den Kehldeckel.
- Jetzt stoppt die Atmung für eine Sekunde. Die Zunge wird nach hinten gezogen und transportiert den Nahrungsbrei zur Speiseröhre. Gleichzeitig öffnet sich der Eingang in die Speiseröhre.
- In der letzten Phase wird der Nahrungsbrei in die Speiseröhre gepresst. Der Weitertransport in den Magen erfolgt durch sogenannte peristaltische Bewegungen.
Sie möchten mehr über Schluckstörungen erfahren? Sehen Sie dazu das Video-Interview mit Dr. Mario Prosiegel, Neurologe, m&i-Fachklinik Bad Heilbrunn:
Quelle: 1 Hanke F, Rittig T, Simonis D, Mohra A et al: Konsensuspapier – Bedarfsgerechte Medikation bei neurologischen und geriatrischen Dysphagie-Patienten. MMW-Fortschr. Med. Originalien, 2014, II, 64-71. 2 Meier-Lenschow Th: Dysphagie und HNO. HNO 2014, 4, 202-205.